DER TABAKSCHUPPEN IN HÜTTENFELD WAR IN DEN 1930ER-JAHREN DER GRÖSSTE IN DEUTSCHLAND

Tabakanbau im hessischen Ried – ein Thema mit langer Geschichte. In den 1930er-Jahren wurde im Lampertheimer Stadtteil Hüttenfeld die damals größte Tabakscheune Deutschlands gebaut. Das 76 Meter lange und acht Meter breite Gebäude mit seiner Fassade aus Holz bot seinerzeit in seinem Inneren etwa 3.000 Zentnern Tabakblättern ausreichend Raum zum Trocknen. Noch heute steht der historische Bau, der sich durch tiefhängende Decken sowie zahlreiche Pfeiler und Stützen auszeichnet, an der Ecke Seefeld-/Waldstraße. Einen weiteren, etwas kleineren Tabakschuppen, der ebenfalls vor rund 90 Jahren in Hüttenfeld errichtet wurde, hat man im Jahr 1965 abgetragen und in Lorsch wieder aufgebaut.

Ebenfalls in den 1930er-Jahren kam in Lampertheim erstmals eine technische Neuerung zum Einsatz, welche die Tabakblätter-Verarbeitung sehr erleichterte, wenn nicht gar revolutionierte: Auf dem Gut der Familie Helmut Rhein in der Lampertheimer Straße wurde eine damals neuartige Maschine zum Tabaknähen verwendet. Vor dieser Zeit musste man die einzelnen Tabakblätter mühselig von Hand auffädeln und zum Trocknen auf Schnüre aufhängen. Die Maschine, bei der angenommen wird, dass es sich um die damals einzige ihrer Art im ganzen Kreisgebiet handelte, war bis 1952 auf dem Hof im Einsatz. Familie Rhein übergab sie 1992 an das Lampertheimer Heimatmuseum. Gemeinsam mit weiteren Gerätschaften rund um den Tabakanbau können sie die Museumsbesucherinnen und -besucher heute dort betrachten.

An den Anbau der Genusspflanze im hessischen Ried erinnern darüber hinaus zwei Tabakmuseen in Lorsch. Zudem wird der Tabakanbau hier durch ein Kulturprojekt lebendig gehalten:  Bürgerinnen und Bürger bauen seit 2013 auf einem rund tausend Quadratmeter großen Feld Tabakpflanzen an. So wird seit 2014 wieder die Lorsa Brasil produziert, eine Lorscher Zigarre,die unter anderem in der Tourist-Information in Lorsch erhältlich ist.