Wirtschaftsregion

ROADSHOW UNTERNEHMENSNACHFOLGE IN HEPPENHEIM

Wirtschaftsförderung Bergstraße und Sparkasse Starkenburg führten Veranstaltung mit mehr als 40 Gästen durch / Potenziell abgebende Betriebe wurden mit möglichen Nachfolgerinnen oder Nachfolgern zusammengebracht

Roadshow Unternehmensnachfolge in Heppenheim
Die Hauptakteure des Abends (v.l.): Dr. Matthias Zürker, Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB), Boris Niekammer, Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG, Felix Fischer, WFB, Robin Chatterjee, Sparkasse Starkenburg, Mathias Becker und Hans Schuster, Karl J. Schuster GmbH, Marco Kreuzer, WFB, und Moderator Harald Hofmann.  - © WFB

20.05.2022: Zwischen 2022 und 2026 stehen laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) rund 190.000 Unternehmen in Deutschland mit mehr als drei Millionen Beschäftigten vor einer Übergabe im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Ob diese Unternehmen erfolgreich weitergeführt werden können, hängt von der nachrückenden Generation ab, sei es durch eine familien- oder betriebsinterne Nachfolge oder auch durch eine in vielen Firmen notwendige externe Unternehmensnachfolge.

Bei der Roadshow Unternehmensnachfolge diskutierte die Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) diese Themen mit den Unternehmerinnen und Unternehmern und brachte potenziell abgebende Betriebe mit möglichen Nachfolgerinnen oder Nachfolgern, zuvorderst aus dem Bereich der Gründerinnen und Gründer, zusammen. Die Veranstaltung fand am vergangenen Dienstagabend in Kooperation und mit Unterstützung der Sparkasse Starkenburg im Stiftungshaus Alte Sparkasse in Heppenheim statt. Durch den Abend führte Moderator Harald Hofmann. Im Frühjahr 2023 ist eine Folgeveranstaltung in einer Odenwaldkommune des Kreises Bergstraße geplant.

Die mehr als 40 Gäste begrüßte Robin Chatterjee, Bereichsdirektor Firmenkundenbetreuung und Verhinderungsvertreter des Vorstandes. „Keine Nachfolge gleicht der anderen, jeder Fall ist individuell, emotional – aber lösbar“, sagte Chatterjee. Was die abgebenden Unternehmerinnen und Unternehmer bräuchten, seien die richtigen Ratgeber und Unterstützer, berichtete er aus Erfahrung.

Die WFB stellte ihre spezifischen Aufgaben und Serviceleistungen vor und fasste die Vorteile einer Unternehmensnachfolge zusammen. „Wer einen bestehenden, erfolgreichen Betrieb übernimmt, trifft dort auf ein eingespieltes Team und viel vorhandenes Know-how. Das Lebenswerk des bisherigen Inhabers und Geschäftsführers wird fortgesetzt. Trotz der Win-Win-Situation für beide Seiten birgt der Prozess viele Herausforderungen“, unterstrich Felix Fischer, Projektmanager bei der WFB. Wichtig sei, einen „Fahrplan“, sprich, eine Strategie zu entwickeln und konsequent zu verfolgen, offen zu kommunizieren und Partner mit ins Boot zu holen. „30 Prozent der Unternehmen in Deutschland finden keinen Nachfolger“, mahnte Marco Kreuzer, Gründerberater bei der WFB. „Eine frühzeitige Planung, mindestens fünf Jahre vor der Übergabe, die klare Erarbeitung eines Anforderungsprofils und die Nutzung von Netzwerken sind unabdingbar“, unterstrich er. Als Beispiele solcher Netzwerke nannte er Internetportale wie das Forum Unternehmensnachfolge der WFB oder die Betriebsbörse der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.

Hans Schuster und Nachfolger Mathias Becker berichteten anschließend über die erfolgreiche Unternehmensnachfolge der Karl J. Schuster GmbH aus Heppenheim, eine weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Heizungs- und Sanitärfirma. „Nach 40 Jahren im Betrieb war die Nachfolge für mich das wichtigste Thema – man steht der Belegschaft und ihren Familien nah und auch die Kunden waren mir ans Herz gewachsen“, erklärte Schuster. Deshalb sei ein Verkauf für ihn nicht in Frage gekommen. Wie die beiden berichteten, wurde das seit mehr als 60 Jahren bestehende Unternehmen 2020 von den langjährigen Mitarbeitern Mathias Becker und Daniel Kariton übernommen. Die Nachfolge wurde gründlich und von langer Hand vorbereitet. Lückenlose und fehlerfreie Verträge sowie funktionierende Netzwerke seien unerlässlich, hob Schuster hervor, der dem Unternehmen weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung steht. Becker berichtete über seine berufliche Laufbahn, die bereits als Auszubildender bei der Karl J. Schuster GmbH begonnen hatte. Wie er erläuterte, wurde er nach dem unerwarteten Todesfall eines erfahrenen Mitarbeiters mit der Übernahme der Geschäftsführung „ins kalte Wasser geworfen“. Für den Übergang hatte man Becker und Kariton zunächst zwei Jahre lang als Geschäftsführer eingestellt. Heute sind beide als geschäftsführende Gesellschafter tätig. „Bei einer Unternehmensnachfolge gilt es, beharrlich zu sein und Durchhaltevermögen aufzubringen“, sagte Schuster. „Doch es hat funktioniert: Nun stellt das Duo Becker und Kariton mit einem Mix aus langjähriger Erfahrung und moderner Denkweise die Weichen für die Zukunft.“

Nach dem Praxisbeispiel informierte Boris Niekammer, Leiter Wealth Planning, Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG, ein Kooperationspartner der Sparkasse Starkenburg, über den Ablauf einer Unternehmensnachfolge. „Es gibt viele Möglichkeiten eine Nachfolge zu gestalten und es lauern zahlreiche Fallstricke“, schrieb er den Anwesenden ins Stammbuch. Wichtig sei eine umfassende Analyse und Datenaufnahme sowie alle bestehenden Verträge und Vollmachten gründlich zu prüfen. Zudem riet er, einen Erbfall zu simulieren, um herauszufinden, in welche Richtung man steuern möchte. „Der Prozess der Nachfolge ist sehr komplex“, so Niekammer. Die einzelnen Systeme Familie, Unternehmen und Vermögen seien miteinander verstrickt und würden jede Menge Konfliktpotenzial bergen. Uneinigkeiten über Werte, Ziele und Rollen müssten offen diskutiert, aufgelöst und fixiert werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten danach die Chance, den Referenten Fragen zu stellen.

„Die Unternehmensnachfolge ist ein differenzierter, langwieriger Prozess. Doch es ist wichtig, das Thema frühzeitig anzupacken – für das weitere Bestehen erfolgreicher Betriebe sowie für den Erhalt der Arbeitsplätze“, fasste die von Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der WFB, in seinen Schlussworten zusammen. „Es gibt viele Partner, die Sie unterstützen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten!“

Im Anschluss machten die Gäste rege davon Gebrauch, bei einem Imbiss und Bergsträßer Wein die Impulse der Vorträge bis in den späteren Abend hinein im kleinen Kreis zu vertiefen sowie Netzwerke zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen.

Die WFB führte die Veranstaltung unter dem Dach der Gründungsoffensive Bergstraße-Odenwald durch, mit der sie seit 2009 die Gründungsbereitschaft in der Wirtschaftsregion Bergstraße weiter steigern will.

Info: Wissenswertes über die Serviceleistungen der WFB gibt es hier, über die Sparkasse Starkenburg unter www.sparkasse-starkenburg.de. Die Karl J. Schuster GmbH finden Sie im Internet unter www.schuster-online.de, die Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG unter www.familyoffice-fbg.com.

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Die Gründungsoffensive Bergstraße-Odenwald wird gefördert von:

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