Wirtschaftsregion

FRÜHLINGSGESPRÄCH DER WIRTSCHAFTSREGION BERGSTRASSE

Traditioneller Frühlingsempfang wurde erneut als moderiertes Gespräch veranstaltet / Diskussionsrunde über die Themen Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung / Übertragung per Live-Stream

Frühlingsgespräch der Wirtschaftsregion Bergstrasse
Von links: Landrat Christian Engelhardt, Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB), Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der WFB, Moderatorin Anke Seeling, Glücksfee Lea Schnitzler und das Bild „Josef“, Bürgermeister Christian Schönung, Stadt Lorsch, Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, sowie Michael Samstag, Verwaltungsleiter der Behindertenhilfe Bergstrasse gGmbH (bhb). - © WFB

04.04.2022: „Nach zwei Jahren Coronavirus-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine bleibt die Situation in der Wirtschaftsregion Bergstraße unübersichtlich und ernst. Auch wenn es schwerfällt, gilt es den Blick für andere Themen nicht zu verschließen. Je früher die Unternehmen die großen Themen der Gegenwart und Zukunft – Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung– aufgreifen und anpacken, desto eher können die Betriebe diese als Chance nutzen“, so fasste Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) das Frühlingsgespräch der Wirtschaftsregion Bergstraße 2022 zusammen. Die WFB hatte die Veranstaltung am vergangenen Donnerstag per Live-Stream aus der Behindertenhilfe Bergstrasse gemeinnützige GmbH (bhb) Lorsch übertragen und mit Unterstützung der Sparkasse Bensheim durchgeführt. Mehr als 2.500 Personen verfolgten die Veranstaltung an dem Abend live oder sahen sich im unmittelbaren Nachgang die Aufzeichnung an.

Im Fokus der Veranstaltung stand eine Diskussionsrunde zum Thema „Von 3G zu 3D“. So diskutierten Landrat Christian Engelhardt, Aufsichtsratsvorsitzender der WFB, sowie Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar unter der Moderation von Anke Seeling über die Themenblöcke Digitalisierung, Demografie sowie Dekarbonisierung. Johannes Erich Schulz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bensheim, der ebenfalls als Teilnehmer vorgesehen war, musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen.

So erging es auch Christian Dreiss, dem Geschäftsführer der bhb. An seiner Stelle stellte Michael Samstag, Verwaltungsleiter und Prokurist der bhb, zum Start der Veranstaltung die Einrichtung vor. Wie die Zuschauer erfuhren, bieten etwa das KunstReich, das IdeenReich und weitere Projekte interessante Beschäftigungsmöglichkeiten. Wie er erläuterte, besteht die bhb seit 51 Jahren und verfügt über zwei weitere Standorte in Bensheim sowie Fürth. „Anfangs haben wir 18 Personen betreut, mittlerweile beschäftigen wir 1.000 Menschen, davon 650 mit einer Beeinträchtigung. Somit sind wir der viertgrößte Arbeitgeber in der Region“, erklärte Samstag.

Weitere Grußworte übernahm Bürgermeister und bhb- wie auch WFB-Aufsichtsrat Christian Schönung, Stadt Lorsch. Als aktuelle Herausforderungen der Kommune skizzierte er die Schaffung von neuen Gewerbegebieten und Wohnraum, aber auch die anhaltende Corona-Krise sowie die Unterbringung und Betreuung von geflüchteten Menschen. Und er nannte auch mögliche Lösungen für die Entwicklung von Gewerbe und Wohnen: zum Beispiel die Aktivierung von Brachen, Innenstadtverdichtung oder Home-Office. „Die Herausforderungen meistern wir mit hohem Elan hier in Lorsch“, betonte der Bürgermeister.

Die Talkrunde startete mit einem Blick in Richtung Ukraine und die Auswirkungen für die Wirtschaftsregion Bergstraße. „Die Ukraine-Krise betrifft uns alle in vielerlei Hinsicht“, sagte der Landrat mit Blick auf die Themen Gasversorgung, Inflation, Nahrungsmittel oder humanitäre Hilfe. „Sie ist eine große Herausforderung mit vielen Unsicherheiten“, ergänzte Lippmann. Alle Branchen seien durch die hohen Energiepreise beeinträchtigt. „85 Prozent der Mitgliedsunternehmen geben uns Rückmeldung, durch den Konflikt betroffen zu sein, weil beispielsweise die Energiepreise explodieren, die Lieferketten reißen oder die Rohstoffe nicht mehr verfügbar sind“, berichtete er. Doch die Firmen brächten eine sehr hohe Akzeptanz gegenüber den Sanktionen auf und trügen diese trotz aller damit einhergehenden Einschränkungen mit. „Frieden und Sicherheit sind Grundvoraussetzungen. Wir hoffen auf eine zügige Entspannung“, so Lippmann.

Weiter ging es mit dem Themenblock Digitalisierung. „Diese steht ganz oben auf unserer Agenda“, hob der Landrat hervor. „Seit 2017 verfügen alle unsere Haushalte bereits über flächendeckende Breitbandversorgung. Gleichzeitig bauen wir das Glasfasernetz weiter aus in Richtung Gigabitregion. Ebenso arbeiten mit Hochdruck daran, die Funklücken zu schließen und sind Teil einer 5G-Modellregion im Mobilfunknetz“, führte er weiter aus. Zudem unterstütze die WFB in Kooperation mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Darmstadt die Unternehmen bei der digitalen Transformation. Insofern habe man die Wirtschaftsregion Bergstraße im Wettbewerb mit anderen Regionen sehr gut aufgestellt. Lippmann pflichtete bei: Der Kreis Bergstraße sei in Sachen Digitalisierung sehr aktiv, verliere die Risiken nicht aus dem Blick und setze bewusst auf die Chancen. Auch der Unternehmerschaft in Südhessen stellte er ein gutes Zeugnis aus: Die Betriebe „beschäftigen sich intensiv mit dem Thema und profitieren von der Vielzahl der Netzwerke.“ Doch der Prozess der Digitalisierung schreite weiter voran, es gelte, hier weiter am Ball zu bleiben, betonte er.

Ein weiteres Element der Sendung war die anschließende Verlosung des Bildes „Josef“ aus dem KunstReich der bhb. Urheber des Bildes ist Robert Wilhelm, ein 67-jähriger Maler mit Down-Syndrom. Bis zu seiner Verrentung arbeitete er viele Jahre beruflich als Künstler bei der bhb. Als Glücksfee fungierte Lea Schnitzler, Werkstatträtin sowie Frauenbeauftrage bei der bhb, passionierte Tänzerin und in der Wäscherei der Einrichtung tätig. Wie die Ziehung aus der Lostrommel ergab, geht das Bild an Stefan Ringer aus Lindenfels.

Weiter ging die Talkrunde mit dem Themenblock Demografie. Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Mangel an Fachkräften sich durch die Corona-Krise noch verschärft habe und eine der aktuell größten Herausforderungen sei. Der Landrat lieferte Zahlen: „Die Arbeitslosenquote beträgt im Kreis Bergstraße aktuell 3,1 Prozent, in Hessen 4,6 Prozent. Unternehmen müssen teilweise Aufträge ablehnen, weil Arbeitskräfte fehlen“, bekräftigte der WFB-Aufsichtsratsvorsitzende. „Wir arbeiten eng mit Personalverantwortlichen in den Unternehmen zusammen und wollen auch mehr Wohnraum schaffen.“ Lippmann hakte ein: Unternehmen müssten umdenken, die Prozesse analysieren und die Arbeit effizienter organisieren. Zusätzlich müsse der Übergang von Schule in Beruf verbessert und in den Fokus gerückt werden.

Das dritte große „D“ war der Themenblock Dekarbonisierung. Landrat Engelhard sprach dem Thema Umwelt- und Klimaschutz einen großen Stellenwert in der Region zu. „Der Klimawandel ist eine große Bedrohung und darf nicht aus dem Blick geraten“, mahnte er und verwies auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Kreises Bergstraße, die zahlreiche Punkte umfasse, mit denen man das Ziel verfolge, den CO2-Ausstoß bis 2045 um 90 Prozent zu reduzieren und die Region bis dahin klimaneutral zu machen. „Auch die Wirtschaft arbeitet intensiv daran, den CO2-Abdruck zu reduzieren“, fügte Lippmann hinzu und wies auf die Ungleichzeitigkeit der Ziele von Wirtschaft und Finanzwesen hin: Denn im Rahmen von „Green finance“ vernachlässigten Banken bei der Kreditvergabe Unternehmen, die einen weniger grünen Anstrich haben, und dadurch fehlten diesen Firmen oft die finanziellen Mittel, um wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität tätigen zu können. „Das ist volkswirtschaftlich ineffizient. Wir müssen uns mit der Breite der mittelständischen Wirtschaft beschäftigen“, mahnte er.

„Eine sehr spannende Gesprächsrunde“, kommentierte der WFB-Geschäftsführer, der die Schlussworte übernahm. Gerade in Zeiten wie diesen sei Kommunikation und Austausch besonders wichtig, unterstrich Dr. Zürker. „Die Wirtschaftsförderung Bergstraße berät und unterstützt die Unternehmen in der Region um die Themen Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung anzugehen. Sprechen Sie uns an!“

Info: Das aufgezeichnete Frühlingsgespräch finden Sie auf dem YouTube-Kanal der WFB. Wissenswertes über die bhb gibt es unter www.bh-b.de. Informationen über die Serviceleistungen der WFB gibt es hier.

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