Wirtschaftsregion

VERMARKTBARKEIT VON BESTEHENDEN GEWERBEFLÄCHEN ERHÖHEN

Wirtschaftsförderung Bergstraße informiert Kommunen über die Chancen, ihre bestehenden Gewerbeflächen weiterzuentwickeln und unterbreitet Projektvorschlag / hohe Resonanz auf Veranstaltung in Heppenheim

Vermarktbarkeit von bestehenden Gewerbeflächen erhöhen
Raphael Knoth, Wirtschaftsförderer der Stadt Rastatt (rechts, stehend), lieferte einen Erfahrungsbericht. Links stehend: Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB). Weitere Referenten waren Anja Batke, Regionalverband FrankfurtRheinMain, und Diana Schilling, Leiterin des WFB-Fachbereichs Standortmarketing/Investorenservice. - © WFB

26.04.2017: Nach wie vor stehen in der Wirtschaftsregion Bergstraße die Zeichen auf Expansion und Weiterentwicklung. Das belegen Firmenerweiterungen und Investitionen von Unternehmen aus der Region, die immer wieder für viel Aufmerksamkeit sorgen. Aus diesem Grund werden Gewerbeflächen zunehmend zu einem immer knapperen Gut. Immer häufiger kommt es vor, dass Unternehmen keine für sie geeigneten Gewerbeflächen für eine Expansion oder Neuansiedlung am gewünschten Standort finden. Besonders problematisch ist es, wenn es sich dabei um erfolgreiche, wachsende kleine Unternehmen oder regionale Handwerksbetriebe handelt. Der Neuausweisung von Gewerbegebieten sind jedoch Grenzen gesetzt.

Für ihre Gesellschafterkommunen organisierte die Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) eine Informationsveranstaltung, die in diesen Tagen in Heppenheim stattfand. Anhand von durchgeführten oder laufenden Beispielprojekten wurde aufgezeigt, welche Herangehensweisen und Konzepte möglich sind, um bestehende Gewerbeflächen wieder attraktiv zu machen. Mehr als 25 Vertreter der Städte und Gemeinden folgten der Einladung.

„Die hohe Teilnehmerzahl bestätigt das große Interesse, das die Kommunen diesem Thema entgegenbringen“, freute sich Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der WFB. „Die Regionalplanung oder eine geringe Flächenverfügbarkeit schränkt die Neuausweisung von Gewerbegebieten immer häufiger ein“, erläuterte er. „Die Chance für die Kommunen liegt in der Modernisierung oder Neuordnung von bestehenden Gewerbegebieten. Dies erhöht die Verfügbarkeit und Vermarktbarkeit der Flächen, zudem können existierende leerstehende Immobilien nachgenutzt werden.“

Wie ein solches Vorgehen in der Praxis aussehen kann, erläuterte Anja Batke, Regionalverband FrankfurtRheinMain, die über das Pilotprojekt Innenentwicklung in Gewerbegebieten „PIG“ sprach, an dem 13 Kommunen innerhalb des Regionalverbandes teilgenommen haben. „Die beteiligten Städte und Gemeinden verfügten über enorme Flächenpotenziale im Bestand, doch über nur begrenztes Potenzial für Ausweisung neuer Gewerbeflächen“, führte sie aus. Zunächst nahm ein externes Büro eine handlungsorientierte Bestandsaufnahme vor, es folgten Interviews mit Eigentümern und Unternehmern sowie Workshops. Das Ergebnis: Die Kommunen verbesserten die Situation in ihren Gebieten zum Beispiel durch neue Wegweisersysteme, bauliche Maßnahmen, Grünpflege, eine optimierte Beleuchtung und weitere Maßnahmen. Die ansässigen Unternehmen und Immobilienbesitzer konnten für mehr Eigenverantwortung sensibilisiert werden und es wurden wertvolle Kontakte zwischen ihnen und der Verwaltung geknüpft. Eine Kommune, die sich mit der Entwicklung ihrer vorhandenen Gewerbegebiete befasst „bringt ihre Wertschätzung gegenüber den ansässigen Firmen zum Ausdruck. Bestandspflege ist Kerngeschäft“, fasste sie zusammen.

Einen weiteren Praxisbericht lieferte Raphael Knoth, Wirtschaftsförderer der Stadt Rastatt. Wie der Referent erläuterte, wächst die Stadt in Baden-Württemberg seit Jahren dynamisch: Die Bevölkerung sowie die Zahl der Beschäftigten steigen – und eine Bedarfsanalyse belegt, dass ebenfalls die Unternehmen wachsen und zum Beispiel ihren Betrieb erweitern oder einen Firmenzweig innerhalb von Rastatt gründen wollen. „Wir mussten aktiv werden, allerdings gab es keine Möglichkeiten neue Gewerbegebiete auszuweisen. Mittel- bis langfristig müssen Entwicklungspotenziale im Innenbereich erschlossen werden“, so Knoth. Die Stadt arbeitete ein Entwicklungskonzept für ein Bestands-Gewerbegebiet im Osten der Stadt aus, das die Bedürfnisse der Unternehmer, der Grundstückseigentümer, die Besonderheiten der Fläche, das Gemengelage Wohnen/Gewerbe, Altlasten und weitere Aspekte berücksichtigt. „Zur Finanzierung des Projekts könnte eine Co-Finanzierung durch die Grundstückseigentümer sowie städtische Mittel/Fördermittel in Frage kommen“, informierte der Referent. Zudem gibt es das Modell eines Rahmenvertrags zwischen der Stadt Rastatt und den Eigentümern, der die Verpflichtungen beider Seiten regelt und das die Fahrtrichtung für die Zukunft vorgeben soll.

Im Anschluss an die Vorträge entstand eine rege Diskussion zwischen den Teilnehmern der Veranstaltung und den Referenten auch mit Bezug zu den hiesigen Gewerbeflächen.

„Die WFB möchte die Städte und Gemeinden bei der Weiterentwicklung ihrer vorhandenen Gewerbeflächen aktiv unterstützen, um die Flächen wieder vermarktbar zu machen und somit auch einen Beitrag zur Bedarfsdeckung zu leisten“, erklärten anschließend Dr. Zürker sowie Diana Schilling, Leiterin des WFB-Fachbereichs Standortmarketing/ Investorenservice. Deshalb skizzierten sie einen konkreten Projektvorschlag, den Schilling gemeinsam mit Dagmar Cohrs, stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin Kommunalbetreuung, entwickelt hat. Mit diesem sollen ausgewählte Gewerbegebiete aufgewertet und für die dort angesiedelten Unternehmen oder potenzielle Investoren attraktiver gemacht werden. Konkret umfasst der Vorschlag eine Kartierung der Gewerbegebiete, des Flächenbestands und des Leerstands, eine Einteilung in Kategorien (Büro, Halle/Lager, Werkstatt), eine Bewertung des Bestandes, ein Aufzeigen von Mängeln sowie konkrete Handlungsoptionen. „Die WFB würde das Gesamtprojekt koordinieren und organisieren“, so Schilling. Wie sie weiterhin erläuterte, sollen in einem nächsten Schritt weiterführende Einzelgespräche mit den Kommunen stattfinden, die Interesse signalisiert haben.

Info: Wissenswertes über die Gewerbeflächen der Städte und Gemeinden in der Wirtschaftsregion Bergstraße gibt es hier.