Wirtschaftsregion

EUROPA DISKUTIERT – DIE GELDPOLITIK DES EUROSYSTEMS

Veranstaltung von Europa-Union Bergstraße, Sparkasse Bensheim und Wirtschaftsförderung Bergstraße vor vollem Haus / Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank stand Rede und Antwort

Europa diskutiert – Die Geldpolitik des Eurosystems
Die Veranstalter und Hauptakteure des Abends (v.l.): Marco Stibe, Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB), Wolfgang Freudenberger, Europa-Union Bergstraße, Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Deutsche Bundesbank, Birgit Kissel und Manfred Vögtlin, Sparkasse Bensheim. - © WFB

13.06.2017: Das Thema Geldpolitik und die aktuelle Niedrigzinsphase sind in aller Munde – so ist es nicht verwunderlich, dass die Veranstaltung „Europa diskutiert – Die Geldpolitik des Eurosystems“, die in diesen Tagen in Bensheim stattfand, auf reges Interesse stieß. Die Europa-Union Bergstraße, die Sparkasse Bensheim sowie die Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) hatte alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in die Räume des Kundenberatungszentrums der Sparkasse Bensheim eingeladen, mehr als 50 Gäste folgten der Einladung.

Sehr erfreut über die hohe Teilnehmerzahl zeigte sich denn auch Birgit Kissel, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Bensheim, welche die Begrüßung übernahm. „Es ist ein Beleg für die hohe Aufmerksamkeit, die dieses Thema erfährt“, sagte sie.

Im Zentrum des Abends stand der Vortrag von Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank. „Geldpolitik ist ein Anker für die europäische Integration. Sie steht nicht für sich alleine, sondern erfolgt im Rahmen der Währungsunion“, machte er gleich zu Anfang deutlich. Der Referent ging auf den Grundgedanken Europas ein: Zölle wurden abgebaut, man führte eine einheitliche Währung zur Erleichterung des gemeinschaftlichen Wirtschaftens ohne Wechselkurse ein. Doch die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit treten seither deutlicher hervor. „Diese Unterschiede sind zu einem strukturellen Problem geworden“, sagte Prof. Dr. Wuermeling. „Geldpolitik muss auf heterogene Länder angewendet werden. Es entstand eine strukturelle Unzufriedenheit, weil Geldpolitik auf einem fiktiven Durchschnitt beruht“, erklärte er.

Trotz aller Kritik: Der Euro stecke insgesamt nicht in der Krise, unterstrich der Experte. Bei der Finanz- und Bankenkrise 2008 wuchs die staatliche Schuldenlast, die Zinsen der Euroländer divergierten, aber die Zerreißprobe führte nicht zum Kollaps. Laut Prof. Dr. Wuermeling hat das beherzte Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) seinen Anteil daran gehabt, dass die Konjunktur sich erholen konnte und der Euroraum inzwischen solide Wachstumsraten aufweist. Die Zinsen wurden gesenkt, das Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere habe eine gewaltige Liquidität in die Märkte gepumpt. „Die Bundesbank hat es kritisch betrachtet, dass wir bei der Geldpolitik voll auf dem Gaspedal stehen. Diese Maßnahmen müssen langsam heruntergefahren werden“, lautete sein Appell.

Im Großen und Ganzen bewertet Prof. Dr. Wuermeling die Geldpolitik seit Einführung des Euro als erfolgreich. „Doch die Strukturprobleme müssen angegangen werden“, warb er insbesondere für umfassende wirtschaftspolitische Reformen, aber auch für eine Stärkung des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Über die künftige Zinsentwicklung wagte er keine Prognose – zu viele Faktoren seien dafür ursächlich, zum Beispiel die Lohnentwicklung oder der Ölpreis.

Bei der anschließenden Fragerunde stand Prof. Dr. Wuermeling den Gästen ausführlich und detailliert Rede und Antwort. „Wie wir gesehen haben, ist Geldpolitik komplex und schwierig“, kommentierte Wolfgang Freudenberger, Kreisvorsitzender der Europa-Union Bergstraße. Mit einem Augenzwinkern empfahl er, die Strategie der Bergstraße auch auf die Geldpolitik anzuwenden: Denn, wie Prof. Dr. Wuermeling zuvor bemerkte, habe man hier die Handelsstraße nicht im Sumpfgebiet der Rheinebene, sondern auf dem soliden Grund der Bergstraße gebaut.

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